Heidi und Hudo in Oregon, USA
Bericht von Gudrun Berg
Was eine Hitzewelle ist, erleben ja zur Zeit alle in Berlin und wohl in ganz Europa. Wie viel Spaß man bei der Hitze beim Autofahren hat, kann jeder für sich entscheiden. Wohl dem, der eine Klimaanlage im Auto hat und hier und da ein schattiges Plätzchen für eine Pause findet. Weder das Eine noch das Andere ist Heidi und Hudo vergönnt.
<br />Wir sind ein Stück Weg gemeinsam gefahren – von Pendleton nach Portland – quer durch Oregon entlang dem Columbia River. Heidi in ihrer Abenteuer-Version, ich in der Luxus-Version.
<br />Beim Treffen in Pendleton war schnell klar, Heidi bevorzugt den KOA-Zeltplatz (wirklich gut geführt). Ich hingegen muß ins Hotel, da ich kein Zelt dabei habe. Das Hotel ist in Laufnähe und obendrein ein Holiday Inn (mein Favorit). Geübt und in kurzer Zeit hat Heidi ihr Zelt aufgebaut. Helfen darf ich nicht, aber filmen. Noch schnell einchecken im Hotel – Heidi wird für morgen zum Frühstück eingeladen – dann geht’s in die Stadt. Es ist eine urige Westernstadt mit berühmten Rodeos im September. In einem ebenso urigen Restaurant gibt es Steak und kühles Bier. Die Abendstunden sind erholsam, darum genießen wir sie lange.
<br />Am Morgen beginnt die Routine bei Heidi – Zelt abbauen und Hudo versorgen. Hudo bekommt überall frisches Wasser – Kühler, Speichen, Ölstand messen, Karte falten, Technik bereitlegen. Wichtigstes Utensil ist das Tablet. Erst wenn Hudo versorgt ist, kommt Heidi dran. Wir frühstücken gemeinsam, machen ein Foto vor dem Hotel für einen Freund, dann geht es los.
<br />Weiter auf der Interstate 84 West. Das Sonnenlicht ist gleißend hell. Die Hitze läßt die Luft flirren. Heidi bekommt die Hitze von allen Seiten, auch vom Motor ohne Klimaanlage! Das ist wie Grubenarbeit – Schwerstarbeit. Ich sitze mit schlechtem Gewissen in meinem klimatisierten Mietwagen, und mir ist warm. Die Hoffnung, daß wir Schatten haben, wenn wir den Fluß erreichen, erfüllt sich nicht. Aber nur alleine der Anblick von Wasser tut schon gut. Vor uns viel Rauch – ein riesiges Buschfeuer. Ich lerne, wie Heidi ihre tollen Fotos macht. Beim Fahren, dann schwenkt sie beidseitig aus, oder sie hält einfach am Rand an.
<br />Tankstellen-Stopp: Hudo bekommt Benzin und Wasser, die Kanister werden nachgefüllt. Sie sind leer von den Zwischenstopps. Wir biegen nach Süden ab zum Mt. Hood, dem 2.höchsten Berg der USA. Hier ist es grün, aber nicht schattig. Vor uns die schneebedeckte Bergspitze. Langsam krabbeln wir höher. Vor mir sehe ich, daß Hudo tropft. Sofort hält ein Biker und nennt eine Werkstatt wenige Meilen zurück. Wie spät ist es? Na ja, wir müssen uns beeilen, sonst machen die zu – es ist Freitag! Heidi hat inzwischen einen großen Erfahrungsschatz, einen Instinkt zum Weiterkommen. Die Männer von der Tankstellen-Werkstatt sind etwas überfordert mit Hudo. Sie rufen einen jung gebliebenen 83jährigen. Sein erstes Auto war ein Hudson. Heidi macht gemeinsam mit ihm Hudo wieder flott. Wenn anfangs der Frauenfaktor anklang, waren die Männer am Ende voller Respekt und sahen ihre Arbeit als Kavaliersgeste. Heidi will weiter und nimmt sich nicht mal Zeit zum Hände waschen.
<br />Wir erklimmen den Scheitelpunkt der Straße und kommen in schattige Waldgebiete. Hudo und Heidi haben plötzlich Spaß auf der kurvenreichen Straße bei etwas besseren Temperaturen. Ich sehe den beiden die Freude von hinten an und muß achtgeben, daß sie mir nicht abhauen. Es ist Ferienzeit und Wochenende. Wir irren umher um ein Hotel zu finden, was lange dauert. Heidi beginnt sofort mit der Abend-Routine – Bilder beschriften und versenden, Mails lesen und schicken, mit der Familie reden. Sie hat ein enormes Pflichtgefühl allen gegenüber denen, die an ihrem Abenteuer teilhaben wollen. Außer ein Eis auf der Fruchtfarm haben wir nichts gegessen. Ich gehe in die Bar. Da gibt es bestimmt eine kleine Karte. Ansonsten tut es um diese Stunde einfach auch ein Schlaftrunk. Chili-Dip und Nachos, dazu ein Bier, das reicht. Heidi kommt nach und wir reden noch. Über dieses Land, die Weiterreise nach USA, Hudos Leistungsfähigkeit und über den Blog. Warum es so still geworden ist.
<br />Heidi und Hudo sind eine Einheit geworden. Heidi’s Sinne haben sich auf ihn eingestellt. Ihre Abläufe sind Fahren, Versorgen, Fotografieren, Berichten. Zu mehr reicht der Tag nicht aus. Sie ist alleine, manchmal auch bestimmt einsam. Tausende Gedanken kommen auf, aber niemand gibt Antwort. Darum hat sie so viel Freude am Kennenlernen der Menschen, die ihr begegnen, und Hudo ist da ein guter Mittler.
<br />Am nächsten Morgen gehen wir beide wieder auf den Highway –ich nach Süden, Heidi nach Norde, jedoch nicht ohne vorher Hudo versorgt zu haben.
<br />Tschüß ihr zwei – kommt gut voran!