Breakdown im Niemandsland

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Hallo liebe Freunde,ich wollte sicher sein, was ich Euch schreibe, darum mußte ich einen Tag die Hände still halten und abwarten.

Nun kann ich Euch beruhigen: ich bin nicht verhaftet worden, auch nicht entführt, auch nicht schlafen gegangen und am Spotti sind auch nicht die Batterien leer. A b e r    e s    s t i m m t  e t w a s   n i c h t.

Folgendes: 2 Km vor der Grenze nach USA von Canada aus kommend, fing Hundo plötzlich an zu qualmen. Alles Mögliche schieß mir durch den Kopf, ich hatte gerade einen Ölwechsel gemacht in Morden, ca. 50 Km vorher. Ich hatte noch Kanadische Dollar und vertraue den Mechanikern mehr, als den Amis, die sich nicht an Hudo heranwagen, wegen Angst, ich verklage sie. Also Reifenwechsel vorne rechts und abschmieren und catshtank überprüfen. Wir rollen, weiß qualmend , aus Canada raus und der Motor geht aus. Ich rolle noch in einen Seitenweg und das war es dann. Ich fing an zu basteln bis der US Zoll (eine Frau) kam und fragte. Sie brachte mir 2 Eimer mit Wasser, dann kam eine 2. Polizistin , dann ein Polizist. Man bat mich in das Abfertigungsgebäude und wollte den AAA oder einen Abschleppdienst rufen. Auf jeden Fall muß ich von dem Standort weg. Ich muß mich entscheiden in welche Richtung ich will. Ich will lieber zurück nach Canada. Ich habe dort mehr vertrauen zu den Mechanikern. So mußte ich erst mit dem Canadischen Zoll verhandeln, aber USA hat dabei geholfen, weil ich ja noch nicht durch die Schranke war. Dann haben mich 3 US Zöllner ca. 100 Meter zurück auf Kanadisches Gebiet geschoben, dann meinen Paß vorzeigen und dann haben 3 Kanadische Zöllner mich weiter unter ein Dach geschoben, da hat sich dann wohl der Spotti von selbst abgeschaltet.(kein Satelit) So da stand ich nun und traute mich nicht mehr zu starten, da vorne und hinten überall Wasser raus lief. Und nun kommt mein viritueller Beifahrer ins Spiel, Svend Anderson, der mich in Vancouver, bei der indischen Niinu, gefunden hat, hat mich auf meiner gesamten Strecke durch Canada, 10 Tage lang betreut. Er hat mir per Email und per Telefon Fahrtrouten vorgeschlagen, Übernachtungsmöglichkeiten abgesprochen und reserviert, Restaurants und Besichtigungen vorgeschlagen. Ich hatte sozusagen ein betreutes Fahren. Ich habe diesen virtuellen Beifahrer sehr genossen, das war genau das, was ich mir von einem Beifahrer erhofft hatte, jemanden der während der Fahrt etwas ausarbeiten kann. Aber zurück an die Grenze. Svend hat einen Abschleppdienst gefunden und der kam nach einer Stunde und fuhr mich 2 Km um die Ecke nach Emerson für 120,— US Dollar. Die Werkstatt hatte um 22 Uhr sogar noch auf, weil Rob am Montag immer Nachtschicht macht. Wir waren uns leider ziemlich schnell einig, es muß die Zylinderkopfdichtung kaputt sein.

Unter Hudo war Mayonnaise, der mir nun schon bekannte Öl mit Wasser vermischte Brei. Rob meinte, kein Problem, Vater kennt sich damit aus. Am nächsten Morgen war Vater Frank da und man merkte, er kennt alte Autos. Wir haben Beide telefoniert, bis ich die Dichtungen bei Carl Weber in Massachusetts gefunden hatte für einen akzeptablen Preis. Dann haben wir erst die Zylinderköpfe abgeschraubt und mit Erschütterung den Schaden begutachtet. Alle Zylinder voller Wasser. Gut, daß ich einen Zylinderkopf von dem alten Motor, der in Ferntree Gully, Australien gewechselt wurde, mitgeschleppt habe. Jetzt brauchen wir ihn und Frank ist ganz begeistert, daß ich so etwas im Gepäck habe. Er erzählt es jedem Besucher, denn inzwischen hat es sich bei den 670 Einwohnern von Emerson herumgesprochen, daß da eine alte Frau um die Welt fährt.

Um 17 Uhr ist totenstill. Kein Auto, kein Mensch, nichts , so einsam war ich in meinem Leben noch nicht. Beängstigend. Kein anderer Gast im Motel, kein Tourist auf dem Campingplatz. Aber Hudo nebenan in der Garage Nr. 1. Ich kann ihn durch einen Fensterspalt sehen. Nun warten wir morgen auf Fedex und vielleicht kann ich dann morgen auch noch weiter fahren. Ich habe wieder 3 Tage verloren und ein paar Verabredungen kann ich nicht einhalten. Deswegen möchte ich keine Termine, weil ich mich nicht auf Hudo verlassen kann. Aber er überrascht mich immer wieder, warum er nun gerade zwischen den beiden Ländern stehen bleibt. Offensichtlich will er nicht nach USA, in seine Heimat zurück.

Auf meinem Kalender steht: Genieße Mensch die Jahreszeiten,

sie können Ebbe sein, auch Flut;

das Leben ist wie Gezeiten,

`mal geht’s dir schlecht,

dann wieder gut.
Morgen ist ein neuer Tag, packen wir ihn fröhlich an,dann wird auch alles wieder gut. Alles Gute, Eure Heidi.