Einige Gedanken zum Orient…

Es ist Samstag morgen und unsere Gedanken sind bei Gertrud, die in diesen Stunden auf dem Weg zum Frankfurter Flughafen ist, beladen mit unseren ersehnten Ersatzteilen, die ja inzwischen eine beachtlich Odyssee von Ohio bis zu ihr hinter sich haben…
Gertrud, wenn ich dir die Tasche tragen könnte, würde ich es sofort tun, und am Flughafen in Tashkent wartet auch schon jemand, der sie dir sofort abnimmt, halte durch und becirce den Zoll (falls er sich für das Altmetall interessiert mit einem Augenaufschlag!
Hier ist es ein wenig ruhiger geworden, meine Grippe ist quasi überwunden bis auf ein paar Schneuzer, Heidis Magen geht es auch wieder gut-sagt Sie-. Und nach der fruchtlosen Tachoaktion gestern bei den Schlossern von Taxi Motor auf dem Reparatur Hinterhof, wo ein großer Metallhammer und ein Schweißgerät eher die Handwerkszeuge der Wahl waren, dem der 2. Tacho auch schlussendlich zum Opfer fiel haben wir erst mal eine kleine Pause eingelegt.
Zwischendurch waren wir Gestern nochmal auf dem AFTO-Basar, wo sich der hiesige Kraftfahrer mit allem eindeckt was Mann fürs fahren braucht. (In der Tat habe ich hier noch nicht EINE Frau –außer Heidi- am Steuer eines Autos gesehen).
Unfälle gibt es aber trotzdem….. ;O)
Auf diesem riesen Große-Jungsspielplatz also habe ich mich mit Dingen eingedeckt wie einer Schiebelehre und einer Fühlerlehre (zum Ventilspieleinstellen und sonstigem Messen von Kleinstabständen), jetzt fühle ich mich auch wieder wie ein Ingenieur!
Dazu noch einen großen Ölkanister um Hudo regelmäßig einen Ölwechsel spendieren zu können, der Achtzylinder braucht immerhin rd. 10 Liter Frischöl!
Auch eine Tube Fett für unsere Fettpresse und eine kleine für die sonstigen „Schmierereien“ am Auto. Heutzutage ist ja alles „selbstschmierend“ aber unsere Groß- und Urgroßväter müssen ständig fettige Hände gehabt haben insofern sie selbst einen Kraftwagen bewegt haben..
Wir sind also vorbereitet wenn Morgen alles da ist und hoffentlich auch paßt!
Aber ich wollte ja über den Orient schreiben….Mir wurde heute Morgen bewusst, daß wir ja nie wieder näher an diesen heran kommen als hier in Buchara! Diese Stadt liegt auf der alten Route der Karawanen und die Vermächtnisse sieht man hier an jeder Ecke.
Hier eine Karawanserei (wo die Händler Zwischenstopp gemacht haben) dort ein Pilgergästehaus und überall natürlich die verschiedenen Handwerker die früher ihre Erzeugnisse an die Karawanen verkauft haben und heute an die Karawane der Touristen auf der „Silk Road“….Vom Teppich über T –Shirts bis zu Aladins Wunderlampen ;O).
Auch das allgegenwärtige Salem Aleikum als Grußformel läßt einen sich im Orient fühlen, obwohl es auch eine beliebige Russische Stadt sein könnte so beben die Einflüsse der ehemaligen Sowjetunion hier noch an allen Ecken außerhalb der Altstadt in der wir hier wohnen nach.
Scheherazade werde ich also vermutlich nicht mehr finden und statt in einem Beduinenzelt beim Tee zu sitzen, wird es wohl demnächst eine Jurte bei den Mongolen sein mit, –wie uns die Österreicher erzählten- eher seltsamen Nahrungsmitteln für mitteleuropäische Mägen. Ihr Tip: Im letzten Russischen Supermarkt nochmal Großeinkauf mit unverderblichen Nahrungsmitteln für 2 Wochen!
Schade, ich mag diese orientalische Lebensart der Gastfreundschaft und dem eher gelassenen Umgang mit Problemen ganz gern und ich erwische mich auch hier ganz häufig wie mir ein „Inschallah“ (der da oben wird es schon richten wenn er meint..) über die Lippen kommt wenn Manches schwierig erscheint.
Nicht zu vergessen die wirklich bezaubernden weiblichen Wesen hier mit ihrer vielfaltigen Ethnik und den umwerfend großen dunklen und geheimnisvollen Augen. Zumal hier ja auch der Islam sehr freizügig ausgelegt wird und sich die Mädchen und Frauen nicht hinter Schleiern und Burkas verstecken müssen.
Von hier aus wird es ja wenn „Inshallah“ Hudo wieder fährt schnurstracks Richtung Kasachische Grenze, Astana und weiter nach Russland zum Baikalsee gehen. Und dann haben wir es eher mit Dschingis Khans Erben zu tun, über die ich allerdings nicht viel weiß außer das sie angeblich kleine Kinder gegessen haben sollen (vermutlich ein Märchen..)
Aber genau deshalb fahren wir ja um die Welt, um diese danach besser zu verstehen.
Patrik out

19 Gedanken zu „Einige Gedanken zum Orient…“
Kommentare sind geschlossen.
13. September 2014 um 21:22
Ich bin heute mit allen meinen guten Gedanken bei Euch und hoffe, dass Gertrud heil und sicher mit der richtigen Medizin für Hudo ankommt und der alte Junge wieder läuft.
Gute Weiterreise, freue mich stets von Euch zu hören,
Margrit
13. September 2014 um 14:30
Hallo Patrik,
zuerst das Positive:
Ich verfolge Eure Fahrt samt den täglichen Begebenheiten mit viel Interesse, und fiebere auch mit.
Danke also für die lebendigen Schilderungen !
Als Kritik:
Mittlerweile bin ich vier Jahre in der Mongolei zu Hause, habe inzwischen einige Weltenbummler hier begrüßen und ihnen auch manchmal helfen können.
Was aber gar nicht geht, nach meiner Auffassung:
Sich von den Schilderungen diverser Durchreisender ein Bild dessen machen zu wollen, was Einen in einem Land zukünftig erwarten wird.
OK, der Rat, Proviant zu bunkern ist kein Thema, aber was ansonsten zu den „seltsamen Nahrungsmitteln“ der Mongolen zu sagen wäre, das könnt Ihr doch am Besten selber erfahren.
Was der Eine in der Mongolei mit Brechreiz erfuhr, hat dem Anderen über Alles gefallen.
Das sage ich nur: „Airag“, im Kasachischen „Kumys“ genannte vegorene Stutenmilch.
Also bitte:
Nicht über das schreiben, was man Euch erzählt und sein könnte, sondern über das, was Euch wirklich widerfährt.
Beste Grüße und Daumen drückend für die Weiterfahrt:
Der Mongoleifan Frank,
der in Ulaanbaatar das Ganze weiter verfolgt !
13. September 2014 um 16:48
Hallo Frank, du hast natürlich Recht, über Geschmack läßt sich nicht streiten!
Magst du den Airag? Also ich bin wirklich GROßER Milchtrinker, jeden Morgen fast einen halben Liter Kuhmilch. Aber der Gedanke an vergorene Milch läßt mich erschaudern..(Ich trinke ja nicht mal Buttermilch..) Und die Schilderungen eines echten Mongolischen Frühstücks waren für einen Nutellafan wie mich doch sehr gewöhnungsbedürftig..
Aber wie gesagt am Ende einer Reise ist man klüger!
(Ich sage immer: Wenn Du nicht bekommst was du bekommen wolltest bekommst du auf alle Fälle Erfahrung!)
Ich werde dennoch Einkaufen, für den Fall dass ich mit dem Mongolischen Essen Probleme bekomme um nicht hungern zu müssen. Aber ich werde mir bestimmt anschauen was es dort gibt.
Liebere Grüße
(Wie sagt man auf Mongolisch??)
14. September 2014 um 12:05
Hallo Patrik,
Danke für Deine Antwort.
Was den Airag und Anderes betrifft, sage ich es mal soooo:
Meine Willenskraft ist groß genug, um allen Widrigkeiten zum Trotz immer etwas zu essen / zu trinken. Das bringt zumindest Anerkennung bei meinem Umfeld ! 🙂
Und Du wirst Dich wundern in der Mongolei über diverse Lebensmittel-Angebote !
Da sag ich nur: (Gut und Günstig…)
Gutes Gelingen weiterhin !
Sajn jawaaraj!
14. September 2014 um 15:40
Hallo PATRIK. Ich liebe NUTELA, das ist ein todsicherer Geheimtipp, wenn ich die Mäuse in meinem Museum fangen möchte. ich habe es mit Speck versucht, gesichert mit einem Faden, der Speck war weg und die Maus auch. NUTELA lieben die Mäuse, aber nur einmal, das ist totsicher, meint gert-kiel
Wichtig ist jetzt, dass Hudo wieder gesund wird und das Pleuel auch paßt
13. September 2014 um 14:02
Lieber Patrik,
vielen Dank für deinen wie immer spannenden Bericht. Zum Thema „Mongolische Küche“ habe ich mal bei Wikipedia nachgeschaut. Was dort ausgeführt wird, klingt für unsere Gaumen und Mägen tatsächlich wenig Vertrauen erweckend.
Interessant scheint mit aber folgendes Zitat, falls ihr mal in der Mongolei eingeladen werdet: „Wer als Gast in eine Jurte tritt, wird immer etwas zu essen und zu trinken erhalten. Es ist nicht möglich, das Angebot abzulehnen, aber man muss die Schale auch nicht leeren. Mit einem kleinen Bissen oder einem Schluck ist der Höflichkeit Genüge getan und man kann den Rest problemlos zurückgeben. Eine leere Schale wird unverzüglich aufgefüllt. Lebensmittel (auch andere Gegenstände) werden grundsätzlich immer mit der rechten Hand übergeben und in Empfang genommen. Dabei berührt die linke Hand zur symbolischen Unterstützung den rechten Ellenbogen.“
Viele Grüße und viel Erfolg für die Instandsetzung Hudos
Norbert
13. September 2014 um 16:54
Guter Tip!
13. September 2014 um 13:30
Danke für den tollen Bericht. Gut, dass ihr bei all den Komplikationen auch noch die Schönheiten und die positiven Seiten eures Zwangsaufenthalts sehen könnt. Daumen gedrückt, dass Gertrud eine gute Reise hat und das Metall dann zu eurer baldigen Weiterfahrt führt.
Ein schönes Wochenende und könnt ihr nicht bitte ein paar Sonnenstrahlen gen Westen schicken?
Grüsse, Angelika
13. September 2014 um 12:34
liebe heidi,freue mich jeden tag auf ihre berichte von patrik, habe sie nämlich vor 9 jahren kennengelert als ich den von ihnen gefahrenen tigra gekaft habe. freue mich schon auf morgen und die neuen berichte,alles alles gute. Margit berlin
13. September 2014 um 11:33
Ich LIEBE deine Berichte!!! Sie lassen mich in eine andere, unbekannte Welt eintauchen.
Kannst du mir bitte vom Bazar Aladins Wunderlampe mitbringen? So eine hätte ich zu und zu gerne 🙂
Herzliche Grüsse
Sk
13. September 2014 um 16:50
Habe extra daran gerieben, aber als kein Gini herauskam habe ich vom Kauf Abstand genommen…;O))
13. September 2014 um 18:09
Ooooooch wie schade :-((
13. September 2014 um 18:29
PS: ich wäre dir sehr verbunden, wenn du zukünftig an jeder Wunderlampe, die dir im Weg steht, ordentlich reibst. Mer weiss et ja nie…
(Beweisfoto wäre der Oberhammer)
Grüssle von der Wupper in den Orient 🙂
13. September 2014 um 11:32
Das sieht doch sehr vertrauenserweckend aus, wie der Gold- und Silberschmiedemeister da an die Tachowelle ‚rangeht. „Und am Ende wird alles gut… und wenn es noch nicht gut ist, ist es noch nicht das Ende.“ Best Exotic Marigold Hotel ist auch einer meiner Lieblingsfilme!
13. September 2014 um 16:51
Jau, die Tachowelle sitzt jetzt wieder im Tacho wie sie soll!, mal sehen ob es geht..
13. September 2014 um 10:26
Da merke ich bei diesen Berichten noch einmal so richtig, was Clärenore Stinnes in den 20ern wirklich geleistet hat! Alles Gute und hoffentlich läuft es dann mal wieder „wie geschmiert“! Herzlichst Ihr Merz
13. September 2014 um 10:11
Wenn das so weiter geht, wird die Reise nicht zwei, sondern vier Jahre dauern…
13. September 2014 um 20:51
Hallo Dagmar, daß ist ja schön, daß Du unseren blog verfolgst. Ich wäre ja auch gerne mit Dir gefahren, aber Deine Tochter aus USA meinte ja, da müsstest Du ganz großartig jeden Tag dafür bezahlt werden. Man muß auch mal auf sich selbst hören. Schade, Du warst und bist so ein super tüchtiges Mädchen. In Berlin zurück,
irgendwann, werde ich Dir aber viel berichten. Ja, vielleicht werden es 4 Jahre, wie
bei Clärenore, da ist aus einem Jahr ja auch 2 Jahre geworden.
Gruß Heidi
13. September 2014 um 09:09
Lieber Patrick…
Vielen Herzl. Dank für Deinen einenmaligen Einblick in Eure momentane Welt…
Ja der Orient ist faszinierend ,etwas geheimnissvoll mit interessanten , gastfreundlichen Menschen …
Ich durfte ihn auch ein Stück weit kennen und lieben lernen …
ich hoffe nun ganz fest und ich Drücke Euch fest die Daumen das Eure Ersatzteile unbeschadet zu Euch gelangen und das Sie passen ….Ich freue mich schon sehr auf Eure WEITERREISE und Eure vielen interessanten Berichte…Ich beneide Dich , obwohl es für Euch oft sehr schwierig ist , das Du die Möglichkeit hast , mit Heidi eine Weltumfahrung zu machen und Land und Leute besser kennen zu lernen und auch vieles besser zu verstehen …das war auch schon immer mein Traum , einmal die „ganze“ Welt bereisen …
es gibt so viel INTERESSANTES ,SEHENSWERTES , aber auch viel ELEND***
Ich freue mich das es Dir wieder besser geht INCHALLAH……
Die besten Grüße für DICH UND HEIDI*******…………………………………..HEIDI******